www.antipsychiatry.org
(Übers.: Heinz Kaiser)
Adresse des englischen Originaltexts:
http://www.antipsychiatry.org/unjustif.htm
U.S. Representative Patricia Schroeder of Colorado
veranstaltete 1992 Anhörungen mit dem Zweck, die Praxis psychiatrischer
Kliniken in den Vereinigten Staaten zu untersuchen. Rep. Schroeder faßte die
Erkenntnisse ihres Komitees wie folgt zusammen: "Unsere Untersuchung hat
ergeben, daß Tausende von Jugendlichen, Kindern und Erwachsenen in Kliniken
eingewiesen worden sind für eine Behandlung, die sie nicht nötig hatten; daß
Kliniken Prämienjäger anstellen, um Patienten zu fangen, die eine "Mental
Health"- Versicherung abgeschlossen haben; daß die Behandlung gegen den
Willen der Patienten so lange hinausgezögert wird, bis die
Versicherungsleistung ausläuft; daß Psychiater von den Kliniken unter Druck
gesetzt werden, den Profit zu erhöhen; daß Kliniken Schulen 'infiltrieren',
indem sie Schmiergeld an Schuldirektoren zahlen, die Schüler einliefern; daß
Prämien gezahlt werden an Klinikpersonal, einschließlich Psychiater, für
eine gute Bettenbelegung; und daß Militärangehörige besonders anvisiert
werden, wegen ihrer großzügigen 'Mental Health'-Unterstützung. Ich
könnte fortfahren, aber ich glaube das reicht, um sich ein Bild zu machen.
"(zitiert in: Lynn Payer, Disease- Mongers: How Doctors, Drug Companies,
and Insurers Are Making You Feel Sick, [Krankheits-Händler: Wie Ärzte,
Pharmafirmen und Versicherer Sie dazu bringen, sich krank zu fühlen] John
Wiley & Sons, Inc., 1992, pp. 234-235).
Eine Schlagzeile auf der Titelseite des California Tribune,
Oakland vom 6.Juli 1986 lautet: "Private Hirnkliniken (Mental Hospitals)
quellen über mit Jugendlichen Aber gehören die meisten von ihnen
wirklich da hinein? " Der Zeitungsartikel sagt: "...Anwälte der
Patienten von Hirnkliniken sagen, viele Jugendliche in privaten Hirnkliniken
sind nicht ernstlich geistig erkrankt, sondern nur rebellisch. Indem
die Jugendlichen festgehalten werden, die meist eine Hospitalisierung
ablehnen, so die Anwälte, erzielen die privaten Kliniken Profite und tun den
Eltern einen Gefallen. ... Einige County Mental Health Officials und
Psychiater an privaten Kliniken geben zu, daß es eingewiesene Jugendliche
gibt, die idealerweise nicht dort sein sollten. ... 'Es schmerzt mich,
Kinder in diesen Einrichtungen zu sehen; es schmerzt mich zu sehen, wie die
Profite in neue Höhen klettern,' Jay Mahler, von der Patients Rights
Advocacy and Training, sagte vor zwei Wochen bei einem Concord Public
forum. 'Es ist ein heißes Geschäft,' Tim Goolsby, ein Contra Costa
County Probation Department Adolescent Placement Supervisor, stimmte später
zu. 'Wenn eure Kinder Sex, Drugs & Rock'n'Roll mögen, dann ist das der
Platz, wo sie hingehören. Ich bin mir nicht sicher, ob
Versicherungsgesellschaften wissen, was läuft, aber sie werden bis auf die
Knochen ausgenommen.' Goolsby schätzte, daß 80 Prozent der
Jugendlichen in Contra Costa Private Psychiatric Hospitals nicht geistig
krank sind... Patricia Guttridge and Carol Warren, Soziologinnen an der
University of Southern California sagen, diese Jugendlichen wurden von
Kriminellen in emotional gestörte Kinder verwandelt. Nachdem sie 1.119
Jugendliche in vier Psychiatrischen Kliniken im Bezirk Los Angeles genauer
angesehen hatten, stellten sie fest, daß weniger als ein Fünftel wegen
ernster geistiger Krankheiten aufgenommen wurden" (Susan Stern, The
Tribune (Oakland, California), Sonntag, 6.Juli, 1986, p. A-1 &
A-2).
Im Stanford Law
Journal vom Februar 1988, sagt Lois A. Weithorn, Ph.D., früher
Psychologieprofessor an der University of Virginia: "Die Einweisungsraten
Jugendlicher in psychiatrische Abteilungen privater Kliniken sind dramatisch
gestiegen, auf mehr als das Vierfache zwischen 1980 und 1984. ... Ich bleibe
dabei, daß die steigenden Raten psychiatrischer Einweisung von Kindern und
Jugendlichen einen vermehrten Gebrauch von Hospitalisierung spiegeln, um
eine Bevölkerungsgruppe in den Griff zu bekommen, für die eine solche
Intervention besonders ungeeignet ist: sorgenbeladene Jugendliche, die nicht
an schweren geistigen Störungen leiden" (40 Stanford Law Review 773 at
773-774).
Psychiatrische und
psychologische "Diagnosen" sind willkürlich und unzuverlässig.
Darüberhinaus sind die angeblichen Experten, die für diese "Diagnosen"
verantwortlich sind, im allgemeinen voreingenommen aufgrund von
Verpflichtungen, wegen persönlicher finanzieller Interessen oder ihrer
Vereinbarung mit der psychiatrischen "Klinik" wo der "Patient" eingesperrt
ist bzw. sein wird. Psychiatrische "Kliniken" brauchen wie alle
Geschäftsbetriebe Kunden. Im Fall der psychiatrischen "Kliniken"
braucht man Patienten. Sie wollen nicht nur Patienten, sie sind auf
sie angewiesen, um im Geschäft zu bleiben. Genauso sind auch
selbständige Psychiater und Psychologen auf Patienten angewiesen um Geld zu
erwirtschaften und den Lebensunterhalt zu verdienen. Ein 1992
veröffentlichter Zeitungsartikel, der den Trend, sorgenbeladene Teenager
einzusperren kritisierte, stellte die Behauptung auf, daß heute Teenager
viel öfter in psychiatrischen Kliniken eingesperrt würden als früher, weil
"vielbeschäftigte Eltern weniger bereit sind, sich mit dem Verhalten ihrer
Kinder auseinanderzusetzen und weil das ungeduldige psychiatrische Business
einen profitablen Markt im Gesundheitswesen darstellt." Das Resultat
ist eine Erhöhung der Zahl psychiatrischer Kliniken in den letzten Jahren
"von 220 im Jahr 1984 auf 341 im Jahr 1988". Diese Steigerung der Zahl
psychiatrischer Kliniken hat einen scharfen Wettbewerb zwischen Kliniken und
Psychiatern um Patienten ausgelöst. "All diese psychiatrischen Betten
gefüllt zu halten ist schwierig, und die Verwaltungsleute passen scharf
darauf auf, daß dies der Fall ist. Hard-sell TV, Radio und
Magazin-Werbung (bis zum Zehnfachen in den letzten paar Jahren, laut Metz)
sind allgegenwärtig ... Einige Einrichtungen greifen zum letzten Mittel und
bezahlen Angestellten und Anderen Prämien von $500 bis $1.000 pro
vermitteltem Patient. ... Rebellierende Teenager, benutzt um Boden zu
gewinnen. Neuerdings werden sie zwangseingewiesen. Vermehrt
sperren Eltern ihre ungezogenen Kinder in den psychiatrischen Abteilungen
privater Kliniken ein, wegen einem Verhalten, das viele Therapeuten als
normales jugendliches Verhalten bezeichnen. Die psychiatrische Einweisung
Jugendlicher ist seit 1980 um 250 bis 400 Prozent gestiegen, berichtet Holly
Metz in The Progressive (Dec. 1991), aber das kommt nicht daher, daß Teens
plötzlich so viel verrückter wären als ein Jahrzehnt zuvor.
Tatsächlich unterstellt der Children's Defense Fund, daß mindestens 40
Prozent dieser Einweisungen Jugendlicher ungerechtfertigt sind, während ein
Family Therapy Networker (July/Aug. 1990) Jugend-Experte diesen Wert bei 75
Prozent ansetzt." (Lynette Lamb, "Kids in the Cuckoo's Nest Why are we
locking up America's troublesome teens?" [Kinder im Kuckucksnest - Warum
sperren wir Amerikas sorgenbeladene Teens ein?] Utne Reader,
März/April pp. 38, 40).
In
ihrem Buch And They Call It Help - The Psychiatric Policing of America's
Children [Und sie nennen es Hilfe - Die psychiatrische Säuberung
amerikanischer Kinder] herausgegeben 1993, Louise Armstrong beklagt "die 65
Prozent der Kinder in privaten, Profit-orientierten psych hospitals, die
einfach nicht dort sein müßten, aber nichtsdestoweniger ernsthaft klingende
Krankheitsbezeichnungen angehängt bekommen." (Addison-Wesley Pub.Co., p.
167).
Die ungerechtfertigte
Zwangseinweisung in psychiatrische Kliniken schreit inzwischen so zum
Himmel, daß Reader's Digest in seiner Ausgabe vom Juli 1992 einen
Artikel veröffentlicht hat, der die ethisch nicht vertretbare Praxis
anprangert:
"Ebensolche
Sturmwolken erscheinen über dem Feld des Gesundheitswesens. Alarmiert
durch explodierende Kosten begannen Versicherungsgesellschaften ihre
Zahlungen sorgfältiger zu überprüfen - und verkürzten schließlich die
durchschnittliche Dauer des Krankenhausaufenthalts. Dies hatte zur
Folge, daß 'private Kliniken, die früher eine Menge Geld erwirtschafteten,
jetzt verzweifelt nach Patienten Ausschau halten.' sagt Dr. Alan Stone,
früher Präsident der American Psychiatric Association.
"Diese verzweifelte Lage hat dem Betrug Tür und
Tor geöffnet. Unter den behaupteten Vergehen: Patienten, die von
'Prämienjägern' entführt wurden; andere gegen ihren Willen hospitalisiert,
bis ihre Versicherung ausgelaufen war; Diagnosen und Behandlungen wurden
speziell darauf zugeschnitten, eine maximale Versicherungszahlung zu
erhalten; Schmiergeld für Angehörige des Militärs; unnötige Behandlungen;
maßlos überteuerte Rechnungen.
" Die unverschämtesten Rechnungen wurden in Texas ausgestellt. Am 4. April
1991 erschienen zwei Private Security Agents bei Familie Harrells Haus in
Live Oak, um Jeramy Harrell, 14, aufzugreifen, und ihn wegen Verdachts des
Drogenmißbrauchs ins Colonial Hills Hospital zu bringen, einer privaten
psychiatrischen Einrichtung in San Antonio.
"Die Familienangehörigen hielten die Agents für
Law-Enforcement Officers. Wenn Jeramy nicht kooperieren würde, sagten
die Agents, könnten sie eine Vollmacht einholen und ihn für 28 Tage in Haft
nehmen. 'Sie führten sich auf wie die Gestapo,' erzählte die
Großmutter - und Erziehungsberechtigte - des Jungen später einem Komitee des
Texas state senate.
" Laut
dieser Zeugenaussage wurde Jeramy 6 Tage lang jeder Kontakt zu seiner
Familie verweigert, er wurde erst nach einer Intervention von State Senator
Frank Tejeda [jetzt im Congress] freigelassen. State Officials haben
herausgefunden, daß der Junge aufgrund einer Anordnung eines Stabsarztes
festgenommen wurde, nachdem sein gestörter jüngerer Bruder Lügen über
Jeramy's angeblichen Drogenkonsum erzählt hatte. Die Wachen, die ihn
einlieferten, arbeiteten für eine private Firma, die von Colonial Hills für
jeden einzelnen gelieferten Patienten bezahlt wurde. ...
" Kurz nach dem Martyrium bekamen die Harrells
eine Rechnung für Jeramy's Sechstage-Aufenthalt über staunenerregende
$11,000. Der Klinikbesitzer stritt jedes Fehlverhalten ab.
"Der Fall Harrell führte zu diesen
Anhörungen des Texas Senate, die in Folge weitere Behauptungen über Betrug
und Mißbrauch ans Licht brachten, in die noch 12 weitere Einrichtungen in
Texas und mindestens 3 andere nationale Klinik-Ketten verwickelt
waren. Ähnliche Beschuldigungen wurden erhoben gegen Kliniken in New
Jersey, Florida, Alabama and Louisiana; drei Bundesbehörden haben
Ermittlungen eröffnet und bei mehr als ein Dutzend Staaten stehen
Vorermittlungen an." (Gordon Witkin, "Beware These Health Scams" [Seid auf
der Hut vor diesen Gesundheits-Betrügereien] Reader's Digest, Juli
1992, p. 142 at 144-146).
Im
Jahr 1991 oder 1992 erzählte mir eine Verwaltungsangestellte einer
psychiatrischen "Klinik", der Wettbewerb unter den psychiatrischen Kliniken
sei, wie sie es nannte, "mörderisch". Dieser heftige Wettbewerb, in
Zusammenhang mit Amerikas nachlässig verfaßten Gesetzen zur
Zwangsbehandlung, und Richter, die sich weigern, Schutzmaßnahmen gegen
widerrechtlichen Zwang zu erlassen, die ein vertrauenswürdiges Verfahren
unbedingt erfordern würde, bewirkt im Endergebnis, daß eine Menge Leute
ihrer Freiheit beraubt werden und ungerechtfertigerweise unter einem
psychiatrischen Stigma leiden müssen. Im Feld sogenannter geistiger
Gesundheit, wo riesige Summen Geldes gemacht werden können, zum Großteil
aufgrund von Krankenversicherungen, und wo es einen umkämpften Markt gibt,
mit zu wenig psychiatrischen "Patienten", um die Betten zu füllen, verleitet
das Eigeninteresse der vermeintlichen psychiatrischen oder psychologischen
Experten diese zu "Diagnosen", die eine Pflicht zur Behandlung
rechtfertigen, einschließlich Zwangsbehandlung gegen den Willen des
Patienten, wo notwendig. Wie Harvard Law Professor Alan M. Dershowitz
gesagt hat, ist die Psychiatrie "keine wissenschaftliche Disziplin" ("Clash
of Testimony in Hinkley Trial Has Psychiatrists Worried Over Image", The
New York Times May 24, 1982, p. 11). Die Auffassung vieler
Rechtsexperten und Richter, daß Unparteilichkeit, Objektivität und
wissenschaftlicher Sachverstand von Mental Health Professionals die üblichen
Verfahrensmaßregeln, die sonst beachtet werden müssen, bei psychiatrischem
Zwang überflüssig mache, ist nicht zutreffend.
Wie bereits im oben zitierten Artikel von Reader's
Digest, sind viele dieser ungerechtfertigten, unfreiwilligen
psychiatrischen Zwangseinweisungen normaler und gesetzestreuer Leute in die
"psychiatrische Kliniken" genannten Gefängnisse durch die kommerziellen
Interessen der psychiatrischen Kliniken und der Leute, die darin arbeiten,
motiviert. Obwohl es erst in den letzten paar Jahren den Weg in die
Schlagzeilen gefunden hat, ist die ungerechtfertigte psychiatrische
Zwangseinweisung schon seit über einem Jahrhundert ständige Praxis, sogar in
den USA, wo Freiheit angeblich ein gehegter Wert ist, und wo Menschenrechte
angeblich respektiert werden. Neuere Erfindungen wie die Krankenversicherung
haben die Häufigkeit des Mißbrauchs erhöht, aber der Wille der Mental Health
"Professionals", das heilige Recht jeder gesetzestreuen Person auf Freiheit
zu verletzen, ist nicht neu.
Vor allem ist die Erkenntnis nötig, daß es so etwas wie "geistige Krankheit"
nicht gibt. Das allein verhindert die Rechtfertigung der meisten
unfreiwillig auferlegten sogenannten psychiatrischen Hilfe. Das
Etikett der geistigen "Krankheit" bezeichnet keine gängige Krankheit,
sondern ist ein Werturteil über das Verhalten eines Menschen.
Aber solange mit der Inhaftierung wegen sogenannter geistiger Krankheit
weiter fortgefahren wird, sollten denjenigen, die ihrer beschuldigt sind,
dieselben Rechte gegeben werden wie den Angeklagten in Strafprozessen.
Amerikas etablierte Geschichte ungerechtfertigter psychiatrischer
Zwangseinweisungen zeigt, dieser Schutz ist notwendig. Diese Rechte
müssen beinhalten: eine Gerichtsverhandlung, eine Vorgehensweise, die
sicherstellt, daß der Angeklagte oder sogenannte Patient darüber
unterrichtet wurde, wann und wie er sein Recht auf gerichtliche Anhörung
einfordern kann, ein absolutes Verbot von stillschweigendem Einverständnis
(speziell während der Zeit vor der Verhandlung), das Recht, gegnerische
Anwälte miteinander zu konfontieren und im Kreuzverhör zu befragen, das
Recht, seine eigenen Anwälte anzurufen, Verurteilung oder Inhaftierung nur,
wenn Zweifel an der Beschuldigung unbedingt ausgeschlossen sind, Freiheit
von double-jeopardy [?], und Assistierung durch eine Rechtshilfe. Das
Verbot des stillschweigenden Einverständnisses muß absolut sein, weil, wenn
es Psychiatern durch Gesetz erlaubt ist, Angeklagte ("Patienten") in
"Notfällen" per stillschweigendem Einverständnis gefangenzuhalten, dann wird
diese Macht oft routinemäßig benutzt (ohne Notfall). Ein weiterer
Sicherheitsschutz, den Gefangene der Psychiatrie brauchen, ist der Schutz
vor dem Außerkraftsetzen ihrer geistigen Fähigkeiten mittels gewaltsam
verabreichter psychiatrischer Drogen oder Elektroschockbehandlung in der
Zeit vor ihrem Gerichtstermin. Von all diesen Due-Process Rechten sind
das Recht auf ein Gerichtsverfahren und das Recht, vor dem Gerichtstermin
nicht mittels gewaltsam verabreichter psychiatrischer Drogen oder
Elektroschockbehandlung der geistigen Fähigen beraubt zu werden, fraglos die
wichtigsten. Viele Staaten haben das Recht auf eine Gerichtsverhandlung in
Fällen psychiatrischer Zwangseinweisung per Statut, viele aber auch nicht;
und Richter weigern sich oft, es als verfassungsmäßiges Recht zu gewähren.
Richter sind genauso fähig wie Psychiater, darüber zu entscheiden,
was mit Leuten geschehen soll, die der geistigen Krankheit beschuldigt sind,
aber nur wenige werden überhaupt versuchen, das zu tun, und billigen
stattdessen den Antrag eines Psychiaters auf Zwangseinweisung, ohne auch nur
den geringsten Versuch gemacht zu haben, die Sachlage juristisch zu
beurteilen. Die Bedeutung des Rechts auf ein Gerichtsverfahren wird
illustriert durch eine Bemerkung eines Gerichtsassistenten, der mir - in
Anwesenheit des Richters - erzählt hat, der Richter habe das Gefühl, wenn er
nicht den Empfehlungen des Arztes bezüglich einer Zwangseinweisung folge,
"würde das Gericht Medizin praktizieren, ohne eine Lizenz dafür zu haben."
Diese unlogische Aussage, mit der der Richter übereinzustimmen schien
(erkennbar an seinem Schweigen, als er hörte, wie sein Assistent dies sagte,
und durch sein Verhalten am Gericht) offenbart das Ausmaß, in dem Richter in
diesem Bereich ihre Verantwortung an die Psychiater agbegeben haben.
Die Wertlosigkeit und Unzuverlässigkeit psychiatrischer "Diagnosen", oft
kompliziert durch das finanzielle Risiko des Psychiaters, den sogenannten
Patienten zwangseingewiesen zu bekommen, kombiniert mit dem hartnäckigen
Widerwillen der meisten Richter, sich ein eigenes, unabhängiges Urteil zu
bilden, macht eine Jury absolut unabdingbar für ein faires Gerichtsverfahren
in Fällen psychiatrischer Zwangseinweisung. Das ist ein wirklicher
Fall von "NO JURY - NO JUSTICE" [KEINE JURY - KEINE
GERECHTIGKEIT].
Weit
entfernt von irgendetwas Idealistischem wie Gesetz oder Sorge um
Menschenrechte, das Vorangegangene verpflichtet uns, unnötige unfreiwillige
psychiatrische "Hospitalisierung" zu begrenzen; es gab in den USA
Versicherungsgesellschaften, die nicht durch Idealismus dazu motiviert
wurden, sondern rein aus wirtschaftlichen Gründen. Wie Tim Goolsby
bereits 1986 bemerkte (s.o.), "sie [die Krankenversicherungsgesellschaften]
werden bis auf die Knochen ausgenommen." Möglicherweise wurde den
Krankenversicherungsgesellschaften bewußt, daß die psychiatrische
Behandlung, die sie bezahlen mußten, oft unnötig war. Laut einem
Artikel auf der Titelseite des Investor's Business Daily vom 3.August
1992: "Letzten Donnerstag...haben acht große
Versicherungsgesellschaften einen Prozess angestrengt gegen NME [National
Medical Enterprises] wegen angeblichem Betrug, der sich auf Hunderte von
Millionen Dollar in Abrechnungen psychiatrischer Kliniken beläuft.
Ihre Klage, eingereicht beim federal court in Washington, beschuldigt die
Gesellschaft eines 'massiven' Komplotts, mit dem Zweck, Tausende von
Patienten einzuweisen und zu behandeln, unabhängig davon, ob sie eine
Behandlung nötig haben. ... Einige Institutionen zahlen
'Schmiergelder' für die Vermittlung von Patienten oder für falsche
Diagnosen, die maximale Erträge bringen. "(Christine Shenot, "Bleeder at
National Medical Insurers Cry Of 'Fraud' Reopened A Big Wound",
Investor's Business Daily, Monday, August 3, 1992, p. 1). Das
Time magazine berichtete später, NME habe den Fall durch
Zahlung einer Rekord-Summe von 300 Million Dollar beigelegt (25.April 1994,
p. 24). Ein Artikel über ein ähnlichen Prozess, eingereicht in Dallas, Texas
erschien am 15.September 15 1992 im New York Newsday,. Er sagt: "Zwei
der größten Versicherungsgesellschaften des Landes haben gestern Klage
eingereicht gegen eine nationole Kette von privaten Kliniken für Psychiatrie
und Drogenmißbrauch, welche mit Patienten belegt waren, die unrechtmäßig
eingeliefert wurden, und keiner Behandlung bedurften. Die Patienten wurden
erst wieder entlassen, wenn ihre Versicherungsleistungen endeten." Michael
Unger, "Kliniken Betrüger genannt Versicherer sagen, Gesundheits-Kette
hat landesweiten Betrug aufgezogen", New York Newsday, Donnerstag,
15.September 1992, Business section, page 33).
Versicherungsbetrug durch Psychiater, die Leute
behandeln, die keine Behandlung wollen und auch keine brauchen illustriert
ein noch ernsteres tiefliegenderes Problem, das immer noch nicht hinreichend
benannt wurde: der Verlust der Freiheit begründet mit der Einschätzung von
Psychiatern, statt mit ungesetzlichem Verhalten durch die Beschuldigten, hat
keinen Platz in einer Nation, die vorgibt, die Menschenrechte jedes
Individuums zu respektieren.
DER AUTOR, Lawrence Stevens,
ist ein Anwalt, zu dessen Aufgabengebiet unter anderem auch die Vertretung
psychiatrischer "Patienten" gehört. Seine Pamphlete unterliegen nicht
dem Copyright. Sie sind eingeladen, Kopien davon zu machen für alle, von
denen sie denken, daß sie ihnen nützen könnten.
2000 UPDATE
" Der verwirrende Aspekt dabei ist, daß
viele Jugendliche irritierbar sind, aggressiv und impulsiv, weil sie mit
ihren Lebensumständen nicht klarkommen In den vergangenen Jahren haben
einige dieser Teenager ihren Weg in die psychiatrischen Kliniken gefunden,
etikettiert mit der Diagnose Bipolare Störung und wurden auf Medikamente
gesetzt. Einige psychiatrische Kliniken hatten die Praxis, bekümmerte
Jugendliche einzuweisen, mit der unzutreffenden Diagnose Bipolare Störung,
um ihre Rechnung an die Versicherungen erhöhen zu können. Diese
Praxis war so weitverbreitet, daß das federal government schließlich
einschritt, die Kliniken des Betrugs anklagte und Geldstrafen von Millionen
von Dollar verhängte. Viele dieser Kinder hatten überhaupt keine
Bipolare Störung, sondern benahmen sich nur unangemessen wegen dem Streß in
ihrer Familie, mit ihren Freunden und in der Schule." Edward
Drummond, M.D., Associate Medical Director at Seacoast Mental Health Center
in Portsmouth, New Hampshire, in his book The Complete Guide to
Psychiatric Drugs (John Wiley & Sons, Inc., New York, 2000), pages
13-14. Dr. Drummond graduierte an der Tufts University School of
Medicine, seine psychiatrische Ausbildung erhielt er an der Harvard
University.